Rucksack: Reisen mit leichtem Gepäck am Jakobsweg #04
Nicht mehr als ein 10 kg Rucksack sollte am Rücken sein… Lies hier mehr…
4. Reisen mit leichtem Gepäck am Jakobsweg
Im Rucksack-Packen bin ich schon recht gut gewesen, da ich immer wieder längere Ausflüge in den Bergen unternommen habe. Aber für 1 Monat zu packen war mir neu und das gewünschte Limit von 10 kg war einfach nicht zu schaffen. Das Reduzieren auf das Notwendigste ist mir so unglaublich schwer gefallen, sodass ich mit ca. 14 kg startete. Ein Fehler den ich schon bald korrigieren musste, in dem ich „Ballast abgeworfen“ habe. Die Regenhose, der zweite Wanderführer und ein paar Toilette-Artikel habe ich schweren Herzens schon in Pamplona weggegeben. Dieser Rucksack war einfach zu schwer und schien von Stunde zu Stunde schwerer zu werden. Und so habe ich auch meine Ersatzschuhe, die ich mitführte, in Burgos mit der Post wieder nach Hause geschickt. So hatte ich an „Schuhwerk“ für den Rest des Weges nur die Wanderschuhe und die Flip-Flops. Ich gewöhnte mich recht rasch mit Flip-Flops auch in der Kälte abends ins Gasthaus Essen zu gehen. Geschaut wurde da nicht, an das waren die Einheimischen gewohnt. Aber auch auf die Flip-Flops hätte ich grundsätzlich verzichten können, nur sie waren meine letzte Bastion der „Zivilisation“. Ich hätte ja grundsätzlich auch barfuß in die Duschen der Pilgerquartiere steigen können und es wäre vermutlich nichts passiert. Aber das wollte ich nie, trotz überwiegend sauberer Sanitäranlagen. Interessanterweise dürfte das „Barfuß-Wandern“ bei einer speziellen Pilgergruppe von besonderer Bedeutung sein. Auch ich bin auf ein, zwei Pilger gestoßen, die sich barfuß am Jakobsweg abgequält haben. Deren Füße waren feuerrot, offensichtlich vor Kälte und Schwielen und sie konnten sich nur im Schneckentempo voran bewegen.
Grundsätzlich ist der Jakobsweg ideal fürs Reisen mit „leichtem Gepäck“. In nahezu jedem Pilgerquartier hatte ich die Möglichkeit, Wäsche in Münz-Waschmaschinen mit Trockner zu waschen oder es wurde ein Waschservice um geringes Entgelt angeboten. Also bei der Anzahl der Wäschestücke kann man wirklich sparen. Trotzdem habe ich mir nicht gedacht, wie schwer es ist, einen leichten Rucksack zu machen. Viele kleine Gewohnheiten des Alltags und des Lebensstandards haben sich so tief eingeprägt, dass ich auf vieles nicht verzichten wollte. Auch für jede möglich eintretende Situation oder Katastrophe eine Vorsorge getroffen zu haben, war ich schon allein durch das Bergsteigen gewohnt. Aber jedes zusätzliche Gramm lastete wie Kilos am Rücken und bedeutete bei mir noch mehr Schmerzen. So stand ich vor der Entscheidung: Spartanismus oder Schmerzen. Ich habe mich im Laufe des Jakobswegs für Ersteres entschieden und war erstaunt, mit wie wenig Sachen ich auskommen kann. Nicht gerne, aber doch. „Luxusgegenstände“ wie Sonnencreme oder Haarbalsam oder Reiseführer wurden eliminiert. Ich musste lernen zu Vertrauen, überall für jede Situation benötigte Sachen ausborgen oder kaufen zu können. Oder ganz zu verzichten.
Der „Rucksack“ hat bei den Pilgern auch eine andere Bedeutung. Keiner der Pilger geht ohne Rucksack – ein Rucksack in Form von Sorgen, Sehnsüchten oder Lebensgeschichte. Ich möchte behaupten, dass keiner mit leichtem Gepäck geht. Ob dieser Rucksack im Laufe des Weges leichter wird, weiß ich nicht – meiner auf jeden Fall nicht. Ich war derartig beschäftigt, mit meinen Schmerzen in den Beinen zurecht zu kommen. Diese Schmerzen auszuhalten und im Sog des Jakobsweges weiterzugehen, haben sehr viel Raum eingenommen. Auch im vorgenommenen Tagesziel ein Quartier zu finden und den knurrenden Magen zu füllen, waren meine Sorgen des Tages. Meine Gedanken zu meiner jüngsten Lebensgeschichte waren zwar täglich vorhanden, ich konnte sie aber nicht in eine richtige Ordnung bringen. Ich habe viele Pilger getroffen, die täglich Schmerzmittel einnahmen. Das wollte ich nicht. Die Schmerzen haben mich gleich in den ersten Tagen dazu gezwungen, einige Tage Pause zu machen. Und erst gegen Ende des Pilgerweges konnte ich mehrere Stunden ohne starke Schmerzen gehen.
Jedenfalls wird man sich immer auch seines anderen Rucksacks gewahr, denn wann immer man auf einen anderen Pilger trifft, dann wird sehr schnell nach dem Grund des Gehens gefragt. Und da landet man sehr schnell bei der eigenen Lebensgeschichte.
Teile uns deine Erlebnisse vom Pilgern mit! Was ist in deinem Rucksack und wie gehst du mit den Schmerzen um?
Möchtest du wissen wie es weitergeht?!
Wir senden dir gern eine Info über neue Beiträge, klick hier MACHnews!
Start verpaßt? Hier geht’s zu Teil 1, Teil 2 und Teil 3 der Jakobsweg-Serie!
Eine Antwort
Very informative blog.
I would like to thank you for the information.