DLOG#02 – Lieben, was ist

Hallo Marion!

Ja! Ich habe Lust auf einen Dialog mit dir. Ich freue mich darauf, unseren Austausch über viele spannende Themen als Dlog öffentlich zu stellen.

Du hast so viel Interessantes in deinem Email angesprochen und dazu viele Fragen gestellt. WEITERLESEN…

Es fällt mir nicht leicht, mich für ein Thema zu entscheiden. Es hat mich das Lied von Pippi Langstrumpf besonders gereizt – „Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt!“

Das ist gerade auch der Werbe-Slogan eines deutschen Mobilnetzbetreibers zu seiner Tarifwahl. Abgesehen von dieser trivialen Bedeutungsverwendung des Spruches, frage ich mich, ob man denn tatsächlich so einfach seine Welt gestalten kann? Nämlich so, dass man glücklich und zufrieden sein kann. Sprüche und Glaubenssätze wie „Du bist deines eigenen Glückes Schmied“ und „man müsse nur fest genug an sein Glück glauben“, hört man oft genug. Aber ist es angesichts von Wirtschaftskrise, Krankheiten und Krieg angebracht, solche Lebensweisheiten als Glücksanweisungen zu erteilen? Das eigene Glück einfach selbst herbeizudenken – ist das nicht einfach zu leichtfertig dahingesagt?

Ich versuche mich also auf eine Spurensuche zu begeben: Ich nehme das zum Anlass, mich einem vor längerer Zeit erhaltenen Buchtipp zu widmen. Das oftmalige Leiden von Freundinnen durch ihre Rolle als 2. Frau, als Geliebte an der Seite von verheirateten Männern, hat mich beschäftigt. Vielleicht aus der Tatsache heraus, dass ich es für mich persönlich nicht vorstellen kann, die Rolle der Nummer 2 einzunehmen und ich diese Erfahrung bewusst nie machen wollte. Aber natürlich auch durch mein Mitgefühl nach stundenlangen Freundinnen-Gesprächen. Durch Zufall entdeckte ich im Gespräch mit einer lieben Bekannten, dass sie sich mit diesem Thema schon lange auseinandergesetzt hat. Sie gab mir den Tipp, meinen Freundinnen das Buch von Byron Katie „The Work“ zu empfehlen.

Nun habe ich endlich die Website von Byron Katie gegoogelt und auch eine dort zu findende Leseprobe von einem ihrer Bücher („Lieben was ist“) gelesen.

Byron Katie schreibt auf ihrer Seite, dass sie jahrelang unter schweren Depressionen gelitten habe, die in den letzten Jahren ein so starkes Ausmaß annahmen, dass sie es kaum vermochte, das Bett zu verlassen. Durch eine überraschende Entdeckung konnte sie nach eigenen Angaben die Depression selbst überwinden und wendet ihre neu entdeckte Methode auf alle Lebenssituationen an. Auf ihrer Website und in ihren Büchern stellt sie diese vor und lädt ein, diese auch auszuprobieren. Denn sie lebe jetzt voller Glück und Liebe.

Auslöser von inneren Krisen seien oftmals die eigenen Gedanken. So basiert ihre Methode darauf, die eigenen Gedanken zu betrachten und zu hinterfragen. Sie folgt nicht mehr dem früheren Trend des „Loslassens“, sondern versucht ihren Gedanken mit Verständnis zu begegnen. Und sie empfiehlt Gegebenheiten – sogenannte Realitäten – anzunehmen, so wie sie sind. Die Haltung „was ist, ist“ führe zu der Einsicht, dass das, was wir denken, dass es nicht geschehen sollte, geschehen solle. Es sollte geschehen, da es geschehen ist und kein Denken dies ändern könne. Ergänzend erklärt sie, dass im Umkehrschluss das nicht bedeute, negative Ereignisse zu dulden oder zu befürworten. In den FAQ beantwortet sie die Frage, wie man denn Krankheit, Armut, Gewalt etc. als gut ansehen bzw. dulden könne. Sie meint dazu, dass man das natürlich nicht akzeptieren könne und sieht die Lösung darin, im eigenen Leben den eigenen Krieg zu beenden. Nach meinem Geschmack ist zu dieser Kontroverse noch keine ausreichende Antwort gegeben. Aber vielleicht findet sich in ihrem Buch mehr zu diesem Thema. Ich habe die Informationen nur aus der Leseprobe.

Ein weiterer Schlüsselfaktor des Konzepts von Katie Byron ist, in den „eigenen Angelegenheiten“ zu bleiben und mit sich selbst gegenwärtig zu sein. Solange man anprangert, dass andere Personen sich anders verhalten oder Gegebenheiten sich ändern sollten um glücklich zu sein, oder man besser wisse, was für andere gut sei, sei man nicht in der eigenen Angelegenheit. Und das bewirke Trennung.

Katie Byron bietet einfache Hilfsmittel an, um zu der gewünschten Haltung zu gelangen. Dabei verwendet sie Fragemethoden, die zu einem Erkenntnisprozess führen sollen.

Den Fragenkatalog und die Methode der Umkehrung findet man ebenfalls in der Leseprobe.

Besonders interessant finde ich die Überprüfung der Fragen/Antworten und die Umkehrung:

  1. Ist das wahr?
  2. Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?
  3. Wie reagierst du, was passiert, wenn du diesen Gedanken glaubst?
  4. Was wärest du ohne diesen Gedanken?

Ich habe mich dann erinnert, dass ich diesen Fragenkatalog in ähnlicher Form schon früher in Achtsamkeitstrainings kennengelernt habe. Speziell bei den Meditationsübungen, die mit einer Kontrolle der Gedanken bzw. der möglichen Ausschaltung der Gedanken einhergehen, habe ich mich mit der Entstehung und Wirkung von Gedanken besonders auseinander gesetzt. Ich finde, wir sollten uns über Meditation einmal austauschen. Ich habe das als wunderbare Methode zur Stressbewältigung empfunden.

Nach meiner Ansicht eignet sich die von Katie Byron vorgestellte Fragenfolge und Umkehrung als gute Übung für die Reflexion der Gedanken, auch in vom Trainer oder Coach geleiteten Einzel- und Gruppenarbeiten.

Da ich nur sehr oberflächlich die Ansichten und Methoden von Byron Katie gestriffen habe, kann ich nicht sagen, ob das ein für mich anwendbares Konzept ist, da für mich wesentliche Fragen unbeantwortet geblieben sind. Z.B. wie kann es funktionieren, die Gewalt gegen andere oder mich zu beenden, indem ich die Gewalt in mir beende? Nehme ich mit dieser Haltung dem Kampf gegen Gewalt an Bedeutung? Jedenfalls finde ich den Gedankenansatz von Byron Katie sehr interessant und es jedenfalls wert, sich damit zu beschäftigen! Nach ihrer Ansicht fällt es nicht schwer, sich glücklich zu machen – wenn man so will, wie Pippi, sich die Welt gut zu machen.

Ich werde mich weiter auf die Suche machen, nach Antworten auf die Frage des „selbst gedachten, gemachten oder konstruierten Glücks“.

Ich freue mich schon auf deine Rückantwort,

lieben Gruß

Christina

Katie Byron: thework.com

Lies hier die Antwort von Marion..


 

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